Freitag, 18. März 2016
Vernunft
fallstaff, 22:17h
Käme ein kleines grünes Männchen aus dem Kosmos der Zukunft auf die Erde und würde sich das Strafsystem dieser Erde anschauen, gebe es nur ein Kopfschütteln, wie atavistisch dieses ganze System ist.
"Ein Mann verbüßt für seine brutalen Verbrechen eine lebenslange Haftstrafe. Während der Haft lässt er sich nichts zuschulden kommen, ist absolut unauffällig, bis er eine Therapie verweigert. Ein junger Russlanddeutscher gerät im Gefängnis in die Fänge der russischen Mafia. Ein anderer verweigert die vorzeitige Entlassung, weil er sich einem Leben außerhalb der Gefängnismauern nicht gewachsen fühlt. JVA-Leiter und Rechtswissenschaftler Thomas Galli wirft anhand authentischer Fälle einen kritischen Blick auf Grenzen und Möglichkeiten des Strafvollzugsystems und zeigt die ungerechte gesellschaftliche Verteilung moralischer und rechtlicher Schuld. Sind Gefängnisstrafen überhaupt sinnvoll. Mindern sie nicht vielmehr die soziale Anschlussfähigkeit und Integrationschancen?"
Dieses Buch kommt dieser Tage auf den Markt. Es ist höchst erfreulich, dass es nicht im Elfenbeinturm entstanden ist, soll auf langjähriger praktischer Erfahrung beruht.
Die Rückfallzahlen bestätigen die Annahme, dass dieses System des Strafens seinen Zweck nicht erfüllt, wenn der Zweck denn sein sollte, den Menschen als unauffälliges Mitglied in die Gesellschaft zu integrieren.
Dient das Strafsystem allerdings der Befriedigung von Rachegefühlen, hat es durchaus seine Berechtigung.
Andererseits ist die Gesetzeslage klar: es darf nicht um die Befriedigung von Rache gehen.
Das System ist nicht nur absurd teuer, sondern im hohen Maße ungeeignet. Darauf weist Ghali in aller Deutlichkeit hin: die Menschen entfernen sich durch einen Gefängnisaufenthalt noch weiter von dem Ideal der Integration. Dass die schrecklichen Erlebnisse eines Gefängnisses abschreckend wirken, ist mindestens hinsichtlich aller Affekttaten widerlegt.
Man könnte noch einen Schritt weiter als Galli gehen. Dieses System ist verfassungswidrig. Es stellt in manchen Bereichen die Würde des Gefangenen nicht sicher, zugleich ist es offensichtlich ungeeignet, das angestrebte Ziel zu erreichen.
Es ist bemerkenswert, wie hoch irrational auch die demokratisch rechtsstaatliche Gesellschaft in Deutschland dieses Thema behandelt. Nicht an der Vernunft, sondern lediglich an Ängsten und Rache ist dieses System ausgerichtet.
"Ein Mann verbüßt für seine brutalen Verbrechen eine lebenslange Haftstrafe. Während der Haft lässt er sich nichts zuschulden kommen, ist absolut unauffällig, bis er eine Therapie verweigert. Ein junger Russlanddeutscher gerät im Gefängnis in die Fänge der russischen Mafia. Ein anderer verweigert die vorzeitige Entlassung, weil er sich einem Leben außerhalb der Gefängnismauern nicht gewachsen fühlt. JVA-Leiter und Rechtswissenschaftler Thomas Galli wirft anhand authentischer Fälle einen kritischen Blick auf Grenzen und Möglichkeiten des Strafvollzugsystems und zeigt die ungerechte gesellschaftliche Verteilung moralischer und rechtlicher Schuld. Sind Gefängnisstrafen überhaupt sinnvoll. Mindern sie nicht vielmehr die soziale Anschlussfähigkeit und Integrationschancen?"
Dieses Buch kommt dieser Tage auf den Markt. Es ist höchst erfreulich, dass es nicht im Elfenbeinturm entstanden ist, soll auf langjähriger praktischer Erfahrung beruht.
Die Rückfallzahlen bestätigen die Annahme, dass dieses System des Strafens seinen Zweck nicht erfüllt, wenn der Zweck denn sein sollte, den Menschen als unauffälliges Mitglied in die Gesellschaft zu integrieren.
Dient das Strafsystem allerdings der Befriedigung von Rachegefühlen, hat es durchaus seine Berechtigung.
Andererseits ist die Gesetzeslage klar: es darf nicht um die Befriedigung von Rache gehen.
Das System ist nicht nur absurd teuer, sondern im hohen Maße ungeeignet. Darauf weist Ghali in aller Deutlichkeit hin: die Menschen entfernen sich durch einen Gefängnisaufenthalt noch weiter von dem Ideal der Integration. Dass die schrecklichen Erlebnisse eines Gefängnisses abschreckend wirken, ist mindestens hinsichtlich aller Affekttaten widerlegt.
Man könnte noch einen Schritt weiter als Galli gehen. Dieses System ist verfassungswidrig. Es stellt in manchen Bereichen die Würde des Gefangenen nicht sicher, zugleich ist es offensichtlich ungeeignet, das angestrebte Ziel zu erreichen.
Es ist bemerkenswert, wie hoch irrational auch die demokratisch rechtsstaatliche Gesellschaft in Deutschland dieses Thema behandelt. Nicht an der Vernunft, sondern lediglich an Ängsten und Rache ist dieses System ausgerichtet.
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