Sonntag, 10. November 2013
Künstler
Vorige Woche die "Biografie" von Elina Garanca gelesen und gestern einen ilm über den Geiger Bronislav Huberman gesehen.

Zwei große Künstler. Huberman zu Zeiten, als noch nicht ein medialer Hype entfacht werden konnte.

Garanca hat sich in die Weltspitze hochgearbeitet.Mit viel Arbeit viel Disziplin inzwischen zur Marke geworden.
Unter den Mezzos dieser Welt sicher eine Spitzenposition. Alles läuft glatt,bestens, wie es scheint Die Familie wird größer.Auch im Privaten sieht es nach Erfüllung aus

Huberman kam aus schwierigen Verhältnissen, wurde mit seinem Talent von der Familie, speziell dem Vater ausgenutzt.Fand seine Berufung, in der Nazi-Zeit jüdische Musiker vor der Ausrottung zu bewahren. Hellsichtig hat er früh erkannt dass Todesgefahr droht und mit unermüdlichem Einsatz bis zur eigenen totalen Erschöpfung versucht, mit den Musiker in Israel ein eigenes Orchester aufzubauen. Ein absolut schwieriges Unferfangen. Einreisegenehmigungen zu bekommen, die Eifersüchteleien der immigrierten zu überwinden. Ein Konzertmeister aus einem ungarischen Orchester spielt nicht an zweiter Stelle, weil die erste bereits besetzt ist. Bei einer Tournee für die Finanzierung des Orchester wurde seine Stradivari gestohlen- sie tauchte zu seinen Lebzeitn nicht wieder auf.

Den Gegensatz dieser Leben finde ich so interessant. Die perfekte Karriere der Garanca, in allen erkennbaren Aspekten privatnützig. Alle Arbeit dient ihr und ihrer Familie.
Auf der anderen Seite ein Huberman, der sein großes Talent in den Dienst der Sache stellt, es benutzt, damit seine Vision,ein Platz für jüdische Musiker, in Erfüllung geht.

Frau Garanca ist 37.Sie hat die Härte der Konkurrenz erlebt, war bei Wettbewerben gar nicht immer die erste, aber hat sich mit viel Arbeit durchgeboxt, ihre Gaben perfektioniert. Eine nicht untypische Situation dieser Generation. Konkurrenz ist immer schon da und es bedarf großer Anstrengung, sich dort durchzusetzen. Dann kann die Haltung, mein Haus, beim Auto, meine Yacht entstehen.

Huberman hatte aufgrund seines Talents nicht diese Belastung.Er war ein Wunderkind, sein Talent wurde vom großen Josef Joachim erkannt, er hat noch in Anwesenheit des Komponisten das Violinkonzert von Brahms gespielt. Und doch war es ein sehr belastetes Leben. Die Ausbeutung durch den eigenen Vater, ein unglückliche Ehe, der so kräftezehrende Kampf um das Orchester Huberman handelte gemeinnützig und hat deswegen erst einmal meine Sympathie. Bei Wiki ( englisch) kann man lesen, dass er Finger gebrochen hatte bei einem Flugzeug-Unfall und während des zweiten Weltkriegs nicht in sein Heim in der Schweiz zurückkehren konnte und an Erschöpfung mit 64 Jahren gestorben ist.

Aber,Hand aufs Herz,mit wem wollte man tauschen?

Mit dem belasteten Herrn Huberman, der sich für eine
gute Sache aufreibt oder dem erfolgreichen Leben der Garanca, große Medienpräsenz, ausgezeichnetes Einkommen, Bewunderung in der ganzen Welt.

Diese Frage ehrlich zu beantworten ist nicht leicht So verführerisch sich dem zeitgeist-gerechten Luxus einer umfassend gelingenden Selbstverwirklichung hinzugeben und den Huberman für einen zu bedauernden Idealisten zu halten. Ich lasse die Antwort offen, weil ich nicht sicher bin, ob es eine ehrliche wäre. Immerhin, Frau Garanca hat meinen Respekt,Huberman meine Bewunderung.

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