Samstag, 31. August 2013
Oberst Klein II
Nach dem Film: die Situation war bedrohlich, der Druck in Afghanistan und aus Berlin sicher hoch.

Dann kommen Informationen, und eine Gruppenmeinung bildet sich in eine bestimmte Richtung. Sozialpsychologen können darüber viel erzählen.Wie Fakten ausgeblendet oder umgedeutet werden, wie dann, um zum gewünschten Ergebnis zu kommen, Grenzen überschritten werden. Dazu passt, dass Oberst Klein nichts über die Lebensart der Afghanen wußte und Annahmen einführte, die seinem Weltbild entsprachen,wie nächtens sind keine Kinder unterwegs.Dort eben doch. Das es so sein könnte,würde das gewünschte Ergebnis stören,also wird es ausgeblendet.

Bei der Truppe waren nicht wenige, die ebenso wie Afghanen hartes Vorgehen forderten. Klein gehörte nicht zu ihnen, aber hat sich in diesen Meinungsstrom eingefügt,scheinbar führend, in Wirklichkeit geführt und manipuliert. Die Information der amerikanischen Piloten war die Grenzüberschreitung, sie wurde durch Täuschung herbeigeführt, es gab weder Feindkontakt noch eine unmittelbare Gefahr für das einige Kilometer entfernte Lager.
Gefahrensituation gut einschätzen zu können, sollte Bestandteil einer Führungsaufgabe sein.

Die moralische Bewertung hat sich durch das Ansehen des Films nicht verändert. Dieser sehr gute Film hat die Situation konkret geschildert und man kann das Fehlverhalten genauer bezeichnen und die Gründe dafür feststellen.

Wird es,wenn der Film in der ARD läuft, nochmals eine Diskussion in Deutschland geben und die moralische Fragwürigkeit des Regierungshandelns noch auf den Prüfstand kommen?
Es ist zu wünschen.

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Oberst Klein I
Heute wird der Film in arte über diesen verhängnisvollen Einsatz in Kunduz laufen. Den ersten Teil schreibe ich vorher, vielleicht nach dem Film einen zweiten.

Die Geschichte ist bekannt. Der Oberst ordnete an, es starben mehr als 140 Personen. Es gab eine Kunduzaffäre. Untersuchungsausschuß und Überprüfungsverfahren. Klein ist aus dem Schneider und seit März 2013 Brigadegeneral.Grundgehalt in B6 8.051,58 € brutto.

Ob die Verfahren korrekt waren, ist sehr umstritten.Dies soll hier nicht erörtert werden,sondern die moralischen Aspekte wollen bedacht sein.

Im Krieg trifft es immer Unschuldige.Krieg entdifferenziert. Alle werden zum Feind, keine Unterscheidung zwischen Gegnern und Unbeteiligten.Alle sind Feinde. Das war schon immer so und darin steckt die Unmoral des Krieges. Er dient eben nicht der Selbstverteidigung, sondern die eigenen Ängste werden durch Dämonisierung des Gegenüber bekämpft. Man schaut nicht mehr hin.
Ein Kind,könnte Terrorist sein oder zumindest werden vernichten.Die absurdesten Argumente werden zusammengekramt,die Vernichtung der anderen zu rechtfertigen. Krieg hebt Recht auf, gerade die elementaren Rechte auf Leben und Menschenwürde.

Eine Ethik des Kämpfens ist vollkommen abwesend.Könnte es eine solche geben? Ich denke,ja, könnte es geben, aber dann wäre eine ganz andere Professionalität von Nöten. Für mich ist ein wunderbares Beispiel der Film vob Kurusawa, die sieben Samurai. Da wird gezeigt, wie die Kämpfer rekrutiert werden,Nicht derjenige wird genommen , der ordentlich prügeln kann, sondern derjenige, der eine Gefahr klar erkennen kann und dann das Angemessene tun kann. Das ist effektiv, aber gar nicht gewaltreich.

Wenn einem Oberst Klein zugute gehalten wird, er sei für die Aufgabe in Afghanistan nicht ausreichend geschult gewesen, begründet gerade dies den Vorwurf. Nicht ausreichend qualifiziert zu sein für einen Einsatz, der über hundert Menschen das Leben kostet, zeigt eben mangelnde Professionalität.

Eine solche Person dann zu befördern ( wegen welcher besonderen Eignung?) ist ebenso moralisch kaltblütig wie die Verweigerung einer Entschädigungszahlung von ca, 3 Millionen an Opfer. Da gibt man lieber hunderte von Millionen für untaugliches Kriegsgerät aus.

Heute abend läuft der Film. Mal sehen,ob es weitere Aspekte gibt?

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